24-05-28 20:10
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Sergej Prokofjews Sinfonia Concertante oder Sinfonie-Konzert, wie das Werk auch genannt wird, stellt eine der großten Herausforderungen innerhalb des konzertanten Repertoires fur Violoncello dar. Enstanden als Uberarbeitung des Cellokonzerts op. 58 – in enger Zusammenarbeit mit Mstislaw Rostropowitsch, dem Solisten der Urauffuhrung –, verlangt die dreisatzige Komposition uber ihre vierzig Minuten Spieldauer dem Solisten eine solch leistungssportliche und beinahe pausenlose Kraftanstrengung ab, dass nur wenige Cellisten sich an dieses Monstrum herantrauen. Liegt es also an diesen mannigfachen Schwierigkeiten, dass das Opus nach wie vor außerst selten gespielt und aufgenommen wird? Oder vielleicht doch eher daran, dass die drei fast im gleichen Tempo gehaltenen Satze nicht wirklich miteinander kontrastieren?
Wie dem auch sei, die junge koreanische Cellistin YuJeong Lee stellt sich den Anforderungen dieses Spatwerks Prokofjews furchtlos – und vermag mit ihrer Interpretation ruckhaltlos zu uberzeugen. Manuelle Begrenzungen kennt diese Kunstlerin nicht. Ihr Spiel ist durchweg kraftvoll, mit großem, voluminosem Ton, und sie sturzt sich voller Wagemut auch noch in die halsbrecherischsten Passagen. Dass Prokofjews typische Ironie zuweilen in Aggressivitat umschlagt, wird in dieser Interpretation so deutlich wie sonst nur selten. Wenn es angebracht ist, weiß die Solistin sich aber auch zuruckzunehmen und bleibt der reichen, wenn auch nie schwelgerischen Lyrik des Werks nichts schuldig.
Adaquat unterstutzt wird sie dabei von der Norddeutschen Philharmonie Rostock unter der Leitung ihres Chefdirigenten, des Wieners Florian Krumpbock, der auch als Pianist außerst erfolgreich tatig ist. Die
Musiker beweisen Gespur fur die oft recht basslastigen Klangfarben der Komposition, auch fur ihre gelegentliche Ruppigkeit – man hore etwa den Schluss des zweiten Satzes. Als Zugabe dirigiert Krumpbock die erste der drei vom Komponisten zusammengestellten Suiten aus seinem Romeo und Julia-Ballett.
Das mittlerweile auf eine mehr als hundertjahrige Tradition zuruck-
blickende Orchester beweist in beiden Werken seine zahlreichen Qualitaten – wieder einmal ein schoner Beweis fur den qualitativen Reichtum der vielfaltigen deutschen Orchesterlandschaft. Dass indes die Romeo und Julia-Suite nicht ganz so uberzeugend geriet wie die Sinfonia Concertante, liegt in erster Linie an einigen allzu vorsichtigen Tempi, die dem tanzerischen Charakter der Musik nicht vollig zutraglich sind. Außerdem gibt es fur dieses Stuck naturlich zahlreiche Konkurrenz auf dem Tontragermarkt. Dennoch: eine rundum empfehlenswerte Produktion – vor allem fur Musikliebhaber, die weder Prokofjews Cello-Sinfonie noch die formidable Solistin kennen.
Thomas Schulz